Dienstag, 24. Dezember 2013

Weihnachtsgruß

Ich wünsche allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest,
besinnliche Tage zwischen den Jahren und
produktive heilige Nächte!



Freitag, 20. September 2013

Ein apokalyptischer Blick auf den 11. September 2001 – 3. Teil

Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys:

Cosmos und Damian – ein apokalyptischer Blick auf den 

11. September 2001

3. Teil

Fortsetzung des ››› 2. Teils

Die Heilung der Wunde aus der Quellkraft der Idee:

Die Entdeckung eines neuen baukünstlerischen Repräsentanten (Typus) für das Gestaltprinzip des sozialen Organismus in der gegenwärtigen Epoche


"Für eine Welt nach dem Maß des Menschen"
Der vitruvianische Mensch von
Leonardo da Vinci
Es muss sich der apokalyptische Blick, wenn sich diese Disziplin recht versteht, immer auch die Frage stellen, was aus dem Erkannten nun folgt. So auch im Falle von „Ground Zero“, wie die Wunde in Manhattan gleich dem Ort einer Atomexplosion genannt wurde – und auch die Zusammenhang mit der Geschichte der Kernkraft mit den Ereignissen des 11. September 2001 könnte noch näher ausgeführt werden, was jedoch an einer anderen Stelle geschehen muss. Hier stellt sich jetzt die Aufgabe der Heilung dieser Situation. Es muss die Frage gestellt werden, was aus dem in der Gesamtkonstellation von Zeit und Ort des Geschehens in all den Zusammenhängen, die wir betrachtet haben, als die Heilung der Wunde verlangt wäre. Und da können wir hinweisen auf das, was Wilfried Heidt dazu schon ins Gespräch gebracht hat und was er mit den Fähigkeiten einiger seiner Mitarbeiter in einem Architektur-Modell erfahrbar machen konnte, ein Modell, durch das ein neuer baukünstlerischer Typus, der dann den Namen Medianum bekommen hat, in Erscheinung getreten ist.


Die klaffende Wunde am Ground Zero
Es war diese neue Architektur aus unserer Projektarbeit zur Verfassung der EU bereits ein Jahr vor den Ereignissen in New York hervorgetreten und konnte dann in einer besonderen Erscheinungsform als Möglichkeit zur Heilung der Wunde in Manhattan erkannt werden: Es entstand das Konzept eines World Communication Centers, eines Ensembles, das sich zusammensetzt aus drei schlanken, hochragenden Türmen mit einem vierten verbindenden „Tower“ in der Mitte, dessen Abschluss oben die vier sich durchdringenden Medianum-Kuppeln bilden, die baukünstlerische Verkörperung des sozialen Organismus auf der heutigen Stufe seiner Entwicklung; eine baugeschichtlich originäre, zuvor noch nie versuchte Konzpetion, dergestalt mit dem Element der Kuppel zu verfahren.

Montag, 16. September 2013

Ein apokalyptischer Blick auf den 11. September 2001 – 2. Teil


Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys:

Cosmos und Damian – ein apokalyptischer Blick auf den 

11. September 2001

2. Teil


Fortsetzung des ››› 1. Teils


Ortsgeschichte Manhattans und Gestaltungsmotive an der Architektur der Twin-Tower


Der dreigliedrige Bau der Twin Tower – Foto: Aaron Logan
Indem Beuys diesem Ort der Weltwirtschaft, wie er durch die Zwillingstürme des World Trade Centers repräsentiert war, die Namen dieses speziellen Brüderpaares hinzufügt, also den jeweiligen Baukörper von unten bis oben mit diesen beiden Namen markiert, ist objektiv gesagt: Die Weltwirtschaft soll in Zukunft dem Geist von Cosmos und Damian folgen, auch wenn sich mit der äußeren Architektur der Wolkenkratzer und ihrer triumphalischen Geste der entgegengesetzte Geist durchgesetzt zu haben schien, der Geist der Macht und des Geldes. Aber ist das wirklich so? Was zeigt sich, wenn man andere Elemente der Formensprache der Türme, von denen weniger als eine Ruine übrig blieb, einmal genauer betrachtet?


Zwischen den rippenartigen Strängen
entsteht die Form gotischer Spitzbögen
Dann sieht man, wie die Türme insgesamt in drei Abschnitte gegliedert waren. Also die Sache optisch eine Dreigliederung zeigt. Man hatte unten eine hohe Eingangshalle, oben zwei Ebenen, wo man die Lifte wechseln konnte, die sogenannten „sky lounges“ und ganz oben jeweils eine Aussichtsterrasse. So gliederten sich die Zwillingstürme horizontal dreifach. Aber auch bei der Fassadengestaltung spielte die „Drei“ eine wichtige Rolle, indem nämlich die rippenartigen Stränge, die von unten bis oben die Wolkenkratzer überzogen, immer in Bündeln zu je drei zusammengefasst waren. Diese Dreier-Bündel laufen auf der Ebene der Eingangshalle so auseinander, dass dazwischen die Form von gotischen Spitzbögen entsteht. Möglicherweise hat der Architekt, der Japaner Yamasaki, damit ein Motiv aus der Nachbarschaft des WTC aufgegriffen, wo es durch die nahestehende „Trinity Church“ in Erscheinung tritt. So kann man ja vielleicht sehen, wie Joseph Beuys hier schon durch diese Türme selbst aufmerksam wurde, einfach dadurch, dass es Brüder sind, Zwillinge und auch dadurch, dass sie selbst schon einiges zum Ausdruck bringen in der Formensprache – und ein Künstler achtet ja besonders auf die Formensprache – was da schon hinausweist über das, was da zunächst eigentlich zum Ausdruck gebracht werden wollte in den Intentionen, die aus den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen herrühren.

Freitag, 13. September 2013

Ein apokalyptischer Blick auf den 11. September 2001 – 1. Teil

Vorbemerkung: 


Der folgende Beitrag entstand im Juli 2006 im Anschluss an einen Vortrag, den ich im Rahmen eines Tagungswochenendes des Internationalen Kulturzentrums Achberg hielt, zu welchem anlässlich des 20. Todestag von Joseph Beuys (+ 23. Januar 1986) eingeladen wurde. Die Ausführungen sind eine überarbeitete Fassung dessen, was einleitend zur Arbeit am 22. Januar 2006 vorgetragen wurde und knüpfen auch an vorausgegangene gemeinsame Erkundungen an, wie wir sie in der kontinuierlichen Achberger Tagungsarbeit angestellt haben. Sie stellen so nur im geringeren Teil eigene Forschungsergebnisse dar. Mein Beitrag war hier mehr eine referierende Zusammenfassung dessen, was v.a. Wilfried Heidt – unmittelbar im Anschluss an die Ereignisse des 11. September 2001 und in Verbindung gebracht mit einer langjährigen Arbeit – dazu bereits ausgeführt hatte.

Als ich zum diesjährigen 11. September – 12. Jahre nach 2001 – auf einige Aspekte wieder aufmerksam wurde, habe ich mir den Text noch einmal vorgenommen und beschlossen, ihn etwas zu überarbeiten, um ihn hier zugänglich zu machen. Das soll nun in der Folge von drei Teilen geschehen.

Der Abstand von 12 Jahren mag unseren Blick vielleicht in einer besonderen Weise auf die damaligen Ereignisse lenken, ist es doch die selbe Zeitspanne, die damals vergangen war zu jenem anderen einschneidenden Ereignis, dem sog. „Fall der Mauer“ am 9. November 1989. Ein Ereignis, das, wie die folgenden Ausführungen zeigen wollen, eng mit dem 11. September zusammenhängt.

Aber auch liegt das in dem Vortrag in verschiedener Weise betrachtete Jahr 1973 nun die biblische Spanne von 40 Jahren zurück. So mag das Folgende auch ein Beitrag sein, dieses Jahr und die Taten, die dabei in den Blick genommen wurden, in ihrer Bedeutung für die Gegenwart zu besinnen.

Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys: 

Cosmos und Damian – ein apokalyptischer Blick auf den 

11. September 2001

1. Teil


Joseph Beuys, Cosmos und Damian, 1974
Ich werde heute versuchen, einen Zusammenhang darzustellen, der auf der Leinwand schon sozusagen sein Titelbild gefunden hat: eine Postkarte, die Joseph Beuys nach seinem ersten Besuch in New York 1974 geschaffen hat. Im Jahr zuvor, 1973, hatte ja das World Trade Center (WTC) in den beiden Türmen, die man auf der Postkarte sieht und die als die höchsten Gebäude New Yorks seit kurzem die Skyline der Stadt beherrschten, seinen Betrieb aufgenommen. Beuys schrieb auf diese Karte von unten nach oben auf jeden der Türme einen Namen: „Cosmos“ auf den einen und „Damian“ auf den andern. Als ob er der Welt sagen wollte: Die Botschaft, die mit diesen beiden Namen verbunden ist, soll das Wesen dessen benennen, was der Charakter der Weltwirtschaftin deren Dienst die beiden Türme, die Twin Towers ja standen – werden muss, wenn gut sein soll, was diese Weltwirtschaft in unserem Zeitalter für die Menschheit zu leisten hat. Was diese Botschaft ist, wollen wir zu ergründen versuchen.

Nicht nur diese Postkarte – sie war überhaupt nur wenigen Menschen bekannt –, sondern selbst das abgebildete Motiv, die beiden Türme des World Trade Centers, waren nicht so in aller Bewusstsein wie heute, nachdem die Weltöffentlichkeit durch den bekannten Terroranschlag vom 11. September 2001 mit ihnen konfrontiert wurde. Über den ganzen Globus hin konnte man mitverfolgen, wie zwei entführte Passagierflugzeuge in die Türme rasten und sie mit der Folge von tausenden Opfern zum Einsturz brachten.

Mittwoch, 22. Mai 2013

"Herrschen muß heute das Volk, eine Regierung darf nur regieren."

Am heutigen Tag im Jahr 1919 – noch am Beginn der "Dreigliederungszeit" – sprach Rudolf Steiner in einer Diskussion mit Arbeiterausschüssen großer Betriebe in Stuttgart folgende Worte:
"Wir stehen heute auf einem anderen Boden, und heute sind eben die Menschen nicht so, daß sie sich von kleinen Gruppen dasjenige diktieren lassen wollen, was sie zu tun haben, und daß sie bloß eine kleine Gruppe gegen eine andere kleine Gruppe austauschen wollen. Heute will schon ein jeder mittun. Heute ist die Zeit, in der man lernen muß den Unterschied zwischen herrschen und regieren. Es scheint ja allerdings so, als ob dieser Unterschied noch nicht gründlich genug erkannt worden ist. Herrschen muß heute das Volk, eine Regierung darf nur regieren. Das ist es, worauf es ankommt. Und damit ist auch gegeben, daß in einem gesunden Sinne heute die Demokratie notwendig ist. Deshalb habe ich auch keine Hoffnung, daß man mit den schönsten Ideen etwas erreichen kann, wenn man sie durch kleine Gruppen verwirklichen will und wenn man nicht getragen wird von der Erkenntnis und Einsicht der wirklichen Majorität der Bevölkerung. Die wichtigste Aufgabe heute ist, die große Mehrheit der Bevölkerung für das zu gewinnen, was man als Möglichkeit zur Veränderung erkannt hat. So stehen wir heute vor der Notwendigkeit, für das, was zuletzt wirklich an wahrer Sozialisierung erreicht werden wird, in demokratischer Weise die Mehrheit der Bevölkerung zu haben." (R. Steiner an einem Diskussionsabend in Stuttgart am 22. Mai 1919, GA 331, S. 68f) 

Richard Wagner 1842, Zeichnung von Ernst Kietz
Es war dieser 22. Mai 1919 Richard Wagners 106. Geburtstag. Daran sei heute an seinem 200. Geburtstag erinnert! Denn die Unterscheidung zwischen "herrschen" und "regieren" kommt auch schon bei ihm in origineller Weise zur Sprache. In seiner am 14. Juni 1848 in Dresden gehaltenen Rede, "Wie verhalten sich republikanische Bestrebungen dem Königthume gegenüber?"*, fordert Wagner klar die "Zuertheilung des unbedingten Stimm- und Wahlrechts an jeden volljährigen, im Lande geborenen Menschen". Seine Idee aber ist, dass das Regieren, die "vollziehende Gewalt" beim "Könighause" verbleiben könne. – Nachdem Wagner die "republikanischen Bestrebungen" in seiner Rede dargelegt hat, kommt er zu folgender Beschreibung seiner Vision:

Montag, 13. Mai 2013

Beuys Biographie – Ein Frontalangriff auf die Wahrheit

Wenn ein Mensch so charakterisiert wird, dass alles alles wofür er eintrat, ihm abgesprochen wird, alles wogegen er stand, ihm unterstellt wird, wenn dabei mit Lügen, Verzerrungen und Verleumdung operiert wird, dann kann man das, was da stattfindet nicht anders als einen Angriff nennen!

Ein solcher Angriff findet sich in der morgen erscheinenden Ausgabe des Spiegel gegen Joseph Beuys. Man konnte das Heft schon heute im Internet lesen, am 12. Mai, Beuys' 92. Geburtstag. Ein unwürdiger Akt!

Was im Spiegel zu lesen ist, ist die Rezension eines Buches von Hans-Peter Riege, das den vermessenen Titel „Beuys: Die Biographie“ trägt. Das Buch – herausgegeben im Aufbauverlag – kommt erst in einer Woche in den Handel, konnte also hier noch nicht in den Blick genommen werden. Was allerdings von Ulrike Knöfel ohne kritische Distanz davon im Spiegel wiedergegeben wurde, reicht, um zu erkennen, wie hier ein Mensch nicht nur verkannt wird, sondern dieser Mensch regelrecht in seiner inneren Wahrheit zerstört werden soll.

Aber es ist in den wenigen mit dem Titel "Kunstborn" überschrieben und als "Zeitgeschichte" markierten Seiten des Spiegel-Artikels nicht nur Joseph Beuys das Opfer. Auch Wegbereiter und Weggefährten und ein wichtiger Ort seines Wirkens werden in ein so vollkommen falsches (braunes) Licht gerückt, dass der, der es nicht besser weiß, vollkommen in die Irre geführt wird.

Der im Spiegel als „Heimstätte für offenbar viele Menschen mit [Nazi]Vergangenheit“ beschriebene und genannte Ort ist Achberg, womit das dort ansässige „Internationale Kulturzentrum“ gemeint ist, wo ab 1973 der auch erwähnte ››› „Ständige Jahreskongress Dritter Weg“ stattfand. An diesen Zusammenkünften nahmen hunderte Menschen teil, die eine gesellschaftliche Alternative in den Blick fassen wollten. Im Mittelpunkt standen die Ideen des Prager Frühlings ("Freiheit, Demokratie, Sozialismus"), deren Repräsentanten, nachdem sie nach dem 21. August 1968 die CSSR verlassen mussten, in Achberg eine geistige Heimat fanden, um dort mit anderen sozialen Bewegungen, auch der im Spiegel mit stereotypen Aussagen charakterisierten anthroposophischen in Austausch zu treten. Hier haben für Beuys wichtige Begegnungen mit Menschen und Ideen stattgefunden. Der im Spiegel als Ex-Nazi verunglimpfte Wilhelm Schmundt war Physiker und Soziologe, der in Weiterführung der Darlegungen Rudolf Steiners zu einer „Dreigliederung des sozialen Organismus“ eine der wichtigsten Grundlagen für das Denken von Joseph Beuys wurde. Was davon „ewiggestrig“ sein soll, kann man selbst in Erfahrung bringen, wenn man den auch heute noch hochaktuellen ››› Aufruf zur Alternative liest. Kennt man diese Zusammenhänge und auch etwa die Idee der direkte Demokratie, für die Beuys "volkspädagogisch" einzutreten versuchte, ist es absurd zu meinen, dass er letzlich – darin "Steiner und dessen verqueren Idealen" folgend –  eine "totalitäre Gesellschaft" angestrebt habe. Das vollkommene Gegenteil ist zu erkennen, blickt man mit unbefangenem Denken auf Steiner wie auf Beuys!

* * *
Tagung: "Beuys und seine Quellen"
Ich kann hier nicht im Einzelnen auf die Dinge eingehen, zumal auch die sog. „Biographie“ noch gar nicht erschienen ist. Damit man sich aber ein umfassenderes Bild auch zu dem in dem Spiegel-Artikel thematisierten Verhältnis Beuys' zu Achberg machen kann, sei noch ergänzend auf einen ››› Tagungungsbericht verwiesen, der im Jahr 2004 entstanden ist. Die Tagung trug den Titel „Joseph Beuys und seine Quellen“ und war Teil einer Reihe von Veranstaltungen zum 33-jährigen Bestehen des „Internationalen Kulturzentrums Achberg“.

Nachträge zweiter Einträge auf zapata33.com:
››› Ein Leserbrief an den Spiegel
››› Ein Pfingstgruß in dieser Angelegenheit

Zu dem Vorgang ist auch eine umfassendere Entgegnung entstanden: 
››› Riegel vorlegen!

Donnerstag, 21. Februar 2013

Anthroposophie und Politik

Der folgende Artikel ist auf Bitte der Zeitschrift ANTROPOZÓFIA der Anthroposophischen Gesellschaft in Ungarn entstanden. Er wird in Übersetzung in der Oster-Ausgabe Mitte März 2013 erscheinen.  


“... Anthroposophie gefällt mir ganz gut, aber von
der Dreigliederung will ich nichts wissen ...”

1. Im Folgenden sei der Versuch gemacht, einige Gesichtspunkte zusammenzutragen, die den Begriff der Politik in ein solches Licht rücken, dass – aus anthroposophischer Perspektive – eine Orientierung gewonnen werden kann für ein wesensgemäßes politisches Handeln in den Herausforderungen im Zeitgeschehen. Denn ein solches Handeln aus Ideen und Impulsen, die in der Geisteswissenschaft wurzeln, ist nötig, sollen die Wege zur Gesundung der sozialen Verhältnisse in der Welt gefunden werden. Diese Wege aktiv zu betreten und initiativ zu gestalten bezeichnet das eigentliche Lebensfeld des Politischen. – Doch ist das im Selbstverständnis der anthroposophischen Bewegung noch keineswegs stark genug verankert.

Das ungeklärte Verhältnis zu diesem “sonderbaren Gebilde”, wie Rudolf Steiner die “Politik”einmal nannte, als er darauf hinwies, wie auch gerade in diesen Zweig des Lebens dasjenige eingeführt werden müsse, “was aus der Geisteswissenschaft folgt” [1], kann als einer der Hauptgründe dafür erkannt werden, dass der Impuls der Dreigliederung des sozialen Organismus im Ganzen der anthroposophischen Bewegung oder gar in der anthroposophischen Gesellschaft noch immer ein kümmerliches Dasein fristet. Die Begriffe der Dreigliederung werden wohl hie und da z.B. für die Gestaltungsfragen auf dem Felde des unternehmerischen Handelns herangezogen, aber im Sinne einer politisch zu erringenden gesellschaftlichen Gesamtalternative [2] blieb die Dreigliederungsidee ein Stiefkind.

Montag, 11. Februar 2013

Dante, der Papst und die Lebensfragen Europas heute

Der heute erfolgte Rücktritt Papst Benedikts XVI. – des Oberhauptes der katholischen Kirche – kann uns aufmerksam machen auf ein Kapitel "ungeschriebener Geschichte" (Karl Heyer), welches die Weichen über 700 Jahre in eine andere Richtung hätte stellen können, wenn es geschrieben worden wäre.

Darstellung Dantes auf Raffaels
Fresko "Disputa del Sacramento"
in den Stanza della Segnatura in den
apostolischen Gemächern im Vatikan
Es ist dies ein Hinweis, mit dem Rudolf Steiner einen Gedanken des englischen Schriftstellers Thomas Carlyle aufgreift, "daß aus Dingen heraus, die äußerlich wie ein Zufall oder gar als noch etwas anderes erscheinen, wie etwas, das nicht nach Wunsch der Menschen gegangen ist, doch etwas ungeheuer Großes [wie die "Göttliche Komödie" von Dante] entstanden ist." "Derjenige", sagt Rudolf Steiner, "der etwas von der Geisteswissenschaft nicht bloß in seine Theorie, sondern in sein Gemüt aufgenommen hat, der wird gerade bei dieser Stelle [wo Carlyle über dieses Schicksal Dantes und seiner Verbannung spricht] auf etwas aufmerksam werden können. [...] Die Menschheit verdankt die 'Göttliche Komödie' einem Geschicke von Dante, das sich Dante sicher nicht herbeigewünscht haben würde. [...] Diese Bemerkung", sagt Steiner "ist geistreich". Und viel Geistreiches konnte man auch heute hören, schon in den ersten Stunden, nachdem bekannt wurde, dass Benedikt zurückgetreten ist. – Also Carlyle war "ein sehr geistreicher Mann [...] aber er hat nichts gefühlt von dem", worauf Rudolf Steiner dabei aufmerksam wurde:
"Nehmen wir wirklich an, Dante hätte sein Ziel erreicht, wäre nicht entwurzelt worden in Florenz, wäre eines der Stadt- oder Kirchenhäupter geworden, was ziemlich verwandt ist in der öffentlichen Wirksamkeit. Da Dante - das werden Sie nach dem, was in der 'Göttlichen Komödie' vorliegt, zugeben - bedeutende Fähigkeiten hatte, wäre er ein bedeutender Lord Mayor geworden, er hätte etwas ungeheuer Bedeutendes dargestellt. Also die Geschichte würde ganz anders aussehen. Florenz hätte ein sehr bedeutendes Stadt- und Staatsoberhaupt gehabt. Ja, nicht nur das! Sondern denken Sie sich hinein in dieses Florenz, das von all den Räten nun verwaltet worden wäre mit den Fähigkeiten, die dann in die 'Göttliche Komödie' geflossen sind. Diese Verwaltung in einer so genialen Weise, sie würde bedeuten, daß viele, viele Kräfte, die da waren, unterbunden worden wären in ihrem geheimnisvollen Wirken. Es ist das allerdümmste, wenn behauptet wird, daß es nicht geniale Menschen in der Welt gäbe. Davon gibt es sehr viele. Sie gehen nur zugrunde, weil sie nicht erweckt werden. Wenn Dante Stadtoberhaupt geworden wäre, so hätte er auch einen Nachfolger gehabt, der sehr bedeutungsvoll gewesen wäre, und solche Nachfolger hätte er sieben gehabt. Just sieben Leute wären hintereinander gekommen - diese Dinge werden wir schon einmal begründen -, sieben bedeutende Leute hätten hintereinander als Oberhäupter von Florenz regiert. Etwas ganz Grandioses wäre entstanden, aber eine 'Göttliche Komödie' würde es nicht geben. Im Jahre 1265 ist Dante geboren. Wir leben jetzt in einer Zeit, wo wir, wenn alle diese sieben Leute dazumal in Florenz gewirkt hätten, in Florenz die Nachwirkungen noch immer spüren würden, denn sieben Jahrhunderte hätten sie gedauert! Sieben Jahrhunderte würden ganz anders verflossen sein, als sie verflossen sind. Das alles ist nicht geschehen. Die katholische Kirche ist noch da, aber die 'Göttliche Komödie' ist auch da." (Rudolf Steiner am 23. Oktober 1915, GA 254, S. 146f)

Freitag, 8. Februar 2013

Stiftung für Geisteswissenschaft und Dreigliederungsforschung e.V.


Am vergangenen Wochenende konnte in einem Rundbrief an einige Freunde in der Anthroposophischen Bewegung*, erstmals auf die Webseite der "Stiftung für Geisteswissenschaft und Dreigliederungsforschung e.V.", hingewiesen werden.


Diese Stiftung wurde am 1. Mai des vergangenen Jahres gegründet und ist auch die Erbin des Nachlasses von Wilfried Heidt (1941-2012), dessen Tod sich am 2. Februar zum ersten mal jährte. Der neue Arbeitsbereich – der noch zu seinen Lebzeiten von ihm mit vorbereitet wurde – steht nun in der Verantwortung, sein hinterlassenes Werk zu pflegen und auch für die zukünftigen Generationen fruchtbar zu machen.

Neben diesem Aufgabenfeld steht auch die Arbeit anderer Weggefährten, die in der vierzigjährigen Geschichte des Internationalen Kulturzentrums Achberg aus dem Impuls der Dreigliederung maßgeblich gewirkt haben, im Fokus.**

Nachdem wir im Vorfeld unserer diesjährigen Weihnachtstagung schon eine Dokumentation zur Arbeit an den Fragen der ››› Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft auf der provisorischen Seite veröffentlicht hatten, konnten nun weitere Inhalte folgen, sodass jetzt auf die Adresse öffentlich hingewiesen werden kann: www.stiftung-gw3.de