Samstag, 10. Januar 2015

Je suis Olaf

 (splitter no.2)*


Motiv aus dem Traumlied von Olaf Åsteson
(Zeichnung Loes Swart)
Um die Zeit in ihrer geistigen Realität zu erkennen, müssen wir die Ereignisse des Zeitgeschehens mit dem "apokalyptischen" Blick zu durchdringen versuchen. Die zurückliegenden Tage, die Bilder, die zu den aktuellen Ereignissen über alle Kanäle ins Haus geliefert wurden, mögen bei dem Wort "apokalyptisch" auch das landläufige Verständnis von "Weltuntergangsszenario" nahelegen. Doch so soll es nicht verstanden werden – vor allem nicht in äußerlicher Hinsicht. Apokalypse meint "Entschleierung". Der "apokalyptische Blick" versucht hinter den Schleier zu schauen.

Und so kann gefragt werden: Hat das uns in den letzten Tagen so sehr beschäftigende Ereignis des Terroranschlages auf das Französische Satire Magazin "Charlie Hebdo" dem neuen Jahr 2015 – gleich zu seinem Beginn – eine besondere Prägung gegeben? Wurde hier ein Thema angeschlagen, das uns nun über längere Zeit beschäftigen wird, auch schon beschäftigt hat in vergangenen Jahren, das aber jetzt eine neue Dimension bekommen soll bzw. bekommen wird? Eine Gefahr, die aufzuziehen droht, aber zugleich eine Aufgabe, die uns damit gestellt wird?

Dienstag, 6. Januar 2015

Das Traumlied von Olaf Åsteson

Hans Niessen singt das Traumlied
(4. Januar 2015 in Achberg)
Seit drei Jahren wird im Rahmen der Achberger Weihnachtstagungen nun schon das „Traumlied des Olaf Åsteson“ gepflegt. So auch in diesem Jahr. Das norwegische mittelalterliche Lied wurde von Generation zu Generation mündlich überliefert. Erst im 19. Jahrhundert wurden die noch bekannten Strophen gesammelt und aufgezeichnet. Der norwegische Text wurde auch an Rudolf Steiner herangebracht, der ihn mit Hilfe von Ingeborg Møller-Lindholm übersetzte und ab 1910 in verschiedener Weise in die anthroposophische Arbeit mit einflocht.

Vor 100 Jahren am Silvesterabend des Jahres 1914 (GA 275 Kunst im Lichte der Mysterienweisheit) fand Rudolf Steiner folgende Worte, die er der Rezitation des Liedes durch Marie Steiner voranstellte:

„Wir beginnen diese Feier unseres Jahresschlusses damit, daß uns Frau Dr. Steiner die schöne norwegische Legende von Olaf Åsteson zum Vortrag bringen wird, von jenem Olaf Åsteson, der, als die Weihnachtszeit herannahte, in eine Art von Schlaf verfiel, welcher dreizehn Tage dauerte: die heiligen dreizehn Tage, die wir bei verschiedenen unserer Betrachtungen kennengelernt haben. [...]
Olaf der Erdensohn, erlebt in diesen dreizehn kürzesten Tagen, indem er entrückt ist in den Makrokosmos, mancherlei Geheimnisse des Weltenalls. Und die nordische Legende, die in neuerer Zeit wieder ausgegraben worden ist aus alten Nachrichten, berichtet uns von den Erlebnissen, die Olaf Asteson hatte zwischen der Weihnachts- und Neujahrszeit bis zum 6. Januar. Wir haben wohl Veranlassung, öfter zu gedenken dieser alten Art des Einlebens des Mikrokosmos in den Makrokosmos“.

Loes Swart, eine Mitarbeiterin des Internationalen Kulturzentrums Achberg, hat aus unserer Befassung mit dem Taumlied den Versuch gemacht, sich mit 13 Zeichnungen ("Illustrationen") in die Motive des Traumlieds zu vertiefen. Der Text ist die Übersetzung Rudolf Steiners (a.a.O).


DAS TRAUMLIED VON OLAF ÅSTESON

 I.

So höre meinen Sang!
Ich will dir singen
Von einem flinken Jüngling:

Es war das Olaf Åsteson,
Der einst so lange schlief.
Von ihm will ich dir singen.